2011-12-21

Zweite Feld-Weihnacht -1915

Der Weihnachtsmann stapft begleitet von Engeln mit Geschenken durch den Schnee zur Front und verwunderte Soldaten erwachen in ihren Schützengräben unter einem Regen von Früchten und Lebkuchen.

Diese und eine zweite faszinierende Weihnachtspostkarte aus dem Jahr 1915 mit Soldaten, ihrem Weihnachtsbaum und ihren Geschenken sind Teil einer Kollektion von Feldpostkarten und Briefen, die Christian Stauß zum Aktionstag in München am 6. April 2011 beigetragen hat.

Die erste Postkarte wurde am 26. Dezember 1915 von einem Offizier der Fliegertruppen der 6. Armee nach München gesandt. Das Motiv wurde von Hermann Vogel entworfen und die Postkarte widmete die Bayerische Kartenfelddruckerei „Den Kameraden der 6. Armee”. Die 6. Armee stand unter dem Oberkommando von Generaloberst Kronprinz Rupprecht von Bayern und bestand zum größten Teil aus Truppen des bayrischen Heeres. So findet sich in der linken unteren Ecke der Karte auch ein Wappenschild mit einem leicht modifizierten bayrischen Löwen: er trägt eine Pickelhabe und hält einen Dolch in den Klauen.

(Text von Dr Stephen Bull)

Weitere Weihnachtsgrüße aus der Zeit des Ersten Weltkriegs lassen sich im Archiv unter dem Suchwort „Weihnacht“ finden.

Second Christmas at the front - 1915

St Nicholas carries presents through the snow, assisted by angels to a front line German trench. Surprised soldiers awake from their dugouts under a shower of fruit and other delicacies.

Christian Stauß contributed this fascinating Christmas postcard to the archive at the Munich public participation day, 6 April 2011. It is just one item in a collection of postal material that includes Red Cross fund-raising cards, cartoons and front-line scenes, such as a postcard with soldiers sitting under their Christmas tree and their presents in the Vosges Mountains 1915.

The first card was sent back to Munich on 26 December 1915 by an officer of the flying unit of the 6th Army. The card was designed by Hermann Vogel, and dedicated by the 'Bavarian field press' to the 'Comrades of the 6th Army'. The 6th army was under command of Crown Prince Rupprecht of Bavaria and consisted to a large part of Bavarian troops. A peculiarly Bavarian feature is the heraldic lion in the shield to the bottom left of the image, which has also been modified by the artist to wear a pickelhaube and carry a trench knife.

(Text by Dr Stephen Bull)

You can find other Christmas greetings by searching the archive for "Weihnacht".

2011-11-05

Unentdeckt in Nordischen Gewässern: S.M. Berlin

Der Seemann Rudolf Kämmerer vom deutschen Hilfskreuzer 'S.M. Berlin' hatte im Ersten Weltkrieg nur einen einzigen Einsatz - und danach sehr viel Zeit, darüber einen ausführlichen Bericht mit detaillierten farbigen Karten zu verfassen. Sein Schiff und die gesamte Besatzung waren von November 1914 bis Kriegsende in Hommelvik bei Trondheim in Norwegen interniert. Die äußerst spannende Geschichte, wie es dazu kam, dass sie im neutralen Norwegen „festlagen“, erzählt sein Tagebuch.

Der Hilfskreuzer S.M. Berlin war ein zum Minenleger umgebautes Passagierschiff, das, bestückt mit 200 Seeminen, am 17. Oktober 1914 Wilhelmshaven verließ. Es passierte unerkannt alle Barrieren der britischen Seeblockade, umschiffte Schottland und erreichte die Irische See. Dort, auf der Ausfahrtroute von Glasgow, wurden die Seeminen versenkt. Weiterhin völlig unbemerkt setzte das Schiff seine Fahrt in die polaren Gewässer fort, bis es wegen Kohlenmangel am 16.11.1914 in den neutralen Hafen von Trondheim in Norwegen einlaufen musste und dort festgesetzt wurde. Der britischen Navy blieb es lange Zeit ein Rätsel, woher die Minen in den heimischen Gewässern stammten, denen unter anderem am 27. Oktober 1914 die HMS Audacious zum Opfer fiel.

Map of SM Berlin route Map of SM Berlin route
Sea mine Sailors on SM Berlin

Das gut erhaltene Tagebuch und die Feldpostkarten waren ein Beitrag zum Aktionstag in Dresden zur Aufnahme in die Sammlung Europeana 1914-1918 eingereicht von Bernd Rossberg. Alle Dokumente von Rudolf Kämmerer finden Sie im Archiv.

(Text: Frank Drauschke)


Undetected in Nordic Waters: S.M. Berlin


Rudolf Kämmerer, a seaman from the German auxiliary cruiser 'S.M. Berlin', took part in only one military action during World War I. Afterwards he had plenty of time to write an extensive report about it with detailed coloured maps. Kämmerer's diary tells the enthralling story of how the ship was interned and the whole crew were detained in Hommelsvik near Trondheim, in neutral Norway, from November 1914 till the end of the war.

'S.M. Berlin' was a passenger ship converted into a minelayer. On 17 October 1914, the cruiser left Wilhelmshaven loaded with 200 sea mines. Undetected, it passed all British sea barriers, circumnavigated Scotland and reached the Irish Sea. There, in the exit route of Glasgow, the sea mines were sunk. Still unnoticed, the cruiser continued its trip to the polar sea until the coal supply was spent. The ship had to call at the neutral harbour of Trondheim on 16 November 1914 and was detained there. For a long time, the Royal Navy was wondering where the mines in their home waters had come from - to which, among others, 'HMS Audacious' fell victim on 27 October1914.



Map of SM Berlin route Map of SM Berlin route

Sea mine Sailors on SM Berlin


The thrilling diary and the field postcards were a contribution by Bernd Rossberg to the Europeana 1914-1918 collection at the public participation day in Dresden on 22/6/2011. You can see all documents from Rudolf Kämmerer by searching the online First World War archive.
(Text by Frank Drauschke)


2011-09-15

Heldentod

Bleistiftzeichnung von einem sterbenden Soldaten
Diese Feldpostkarte mit der kleinen Bleistiftzeichnung schickte Hans Gaigl - Soldat beim Bayerischen Landwehr-Fußartillerie-Bataillon Nr. 2, 6. Batterie - im November 1917 an seine Frau Marie in München. Sie ist nur eine von vielen Feldpostkarten, die von Günter Gaigl für die Online-Sammlung zur Verfügung gestellt wurden.

Unter den deutschen Soldaten war es durchaus verbreitet, unbedruckte Postkarten zu verwenden und sie mit eigenen Illustrationen zu versehen. Eine große Zahl von Karten mit selbstgezeichneten Oster- und Weihnachtsmotiven wie auch mit Skizzen vom Leben im Schützengraben sind überliefert. Der Bayer Hans Gaigl sticht als besonders begabter Künstler hervor. Unter seinen vielfältigen und aufrüttelnden Kriegsbildern befinden sich Szenen aus dem Kriegsalltag, Porträts von Soldaten verschiedener Nationen, Darstellungen von trauernden Soldaten und Frauen, aber auch Landschafts- und Aktzeichnungen.
(Text: Dr. Stephen Bull)
Weitere Feldpostkarten von Hans Gaigl finden Sie im Archiv.

The Heroes Death

Pencil drawing of soldierThis small pencil sketch on a field postcard was sent by Hans Gaigl, a soldier with the Bayrischen Landwehr Fußartillerie Batallion Nr. 2, 6. Batterie, to his wife Marie in Munich in November 1917. It is just one of a number of such cards contributed to the online collection by Günter Gaigl.

It was not uncommon for German soldiers to use plain cards to write home, decorating them with their own pictures. Easter and Christmas festive designs, as well as trench scenes, survive in some numbers. Bavarian Hans Gaigl was however a particularly accomplished artist, whose wide ranging and evocative wartime subject matter on cards included landscapes and scenes, portraits of soldiers of various nations, and women, both grieving for war dead, and nudes.
(Text by Dr. Stephen Bull)
You can find more of Hans Gaigl's cards by searching the online First World War archive.

2011-07-04

Kinder Reime

Wenn die Engländer nur ahnen
Das auch sie nicht erwartet großes Glück
Sie werden wünschen den Frieden zurück
Sie werden erschrocken von unserer Macht
Atemlos laufen wenn die deutsche Kanone kracht.

Diese kindlichen Reime verfasste das Geschwisterpaar Koepke im September 1914 und illustrierte sie mit teilweise farbigen Zeichnungen. Sie spiegeln aus der Sichtweise eines Kindes die chauvinistische und kriegsbegeisterte Grundstimmung in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs wider. Sie zeigen aber auch eine ehrliche Empörung darüber, dass Deutschland, nach ihrer Meinung grundlos, von allen Seiten von Feinden bedrängt wird. Die Gedichte beziehen sich immer wieder auf aktuelle Kriegsereignisse, wie die Einnahme der französischen Festung Mauberge am 7. September 1914 und die Versenkung der drei britischen Panzerkreuzer 'Aboukir', 'Hogue' und 'Cressy' durch das deutsche U-Boot U-9 am 22. September 1914.

Diese sehr interessanten Blätter mit Gedichten und Zeichnungen waren ein Beitrag zum Aktionstag in Dresden am 22.6.2011.

Nursery rhymes

If the English could only guess
That they also cannot expect great happiness
They will want to return to peace
Scared of our power, they will breathless run,
From the German gun.

These childish rhymes were written and illustrated by the Koepke siblings in September 1914. From the perspective of a child, they reflect perfectly the patriotic and war enthusiastic Zeitgeist in the early stages of the First World War. They also show an honest indignation that Germany, in their opinion, was groundlessly attacked by enemies from all sides. The poems often refer to current war events, such as the surrender of the French fortress of Mauberge on 7 September 1914 and the sinking of three British armoured cruisers 'Aboukir', 'Hogue' and 'Cressy' by the German submarine U-9 on 22nd September 1914.

These very interesting pages with poems and drawings were a contribution to the public participation day in Dresden on 22.6.2011.

2011-05-03

Entlausungsbescheinigung

Das vielleicht amüsanteste Stück, das wir bislang erhalten haben, ist eine schwarz-weiß gedruckte "Entlausungsbescheinigung". EntlausungsbescheinigungSie sieht aus wie eine Banknote auf Karton und bescheinigt dem Besitzer, frei von Schädlingen aus dem Schützengraben zu sein. Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei diesem eher amüsanten Erinnerungsstück nicht um ein offizielles Dokument, sondern war wahrscheinlich nur bei einer einzigen Einheit in Gebrauch und ist deshalb ungewöhnlich. Auf jeden Fall ist es ein guter dokumentarischer Beweis für den Reinigungsprozess, den die Soldaten durchlaufen mussten: Sie wurden gemeinschaftlich gebadet - oder eher untergetaucht und abgeschrubbt -, in stillgelegten Brauereien oder in mobilen Badeeinheiten, die ihre eigenen Reise-Wasserboiler dabei hatten.

Stöbern Sie im Archiv und schauen Sie sich an, was bereits beigetragen wurde.

Delousing

Delousing chit - b/w drawing
Perhaps the funniest item uncovered at the Berlin submissions day is a printed black and white 'delousing chit', submitted by Helga Berger. Looking rather like a cartoon bank note this informed the bearer that he was now clean and free of the vermin of the trenches. Most likely a completely unofficial document, this comic piece of memorabilia was probably limited to one unit, and may therefore be quite uncommon. However it is also good documentary evidence of the cleaning up process, soldiers being communally bathed, or perhaps more accurately dunked and rubbed down, in disused breweries, or washed by the efforts of mobile bath units with their own travelling water heater.

Explore the archive to see more objects added to the First World War archive collection.

2011-04-22

Frohe Ostern

„Mein Glück, mein ganzes Glück, Ostern werde ich noch fern sein, aber das zweite Frühlingsfest – Pfingsten – wird nicht kommen ohne dass wir uns wieder nahe gewesen sind... Dein Reinholdich“ 20/IV 1916

Reinhold (Lettland, Ostern 1916)
Am Ostersonntag, den 20. April 1916, diente Reinhold Sieglerschmidt an der Ostfront in der Nähe von Dünaburg (Daugavpils, Lettland) für die deutsche Armee. Während des Krieges schrieb er seine Erlebnisse für seine Ehefrau Helene Wiszwianski (geboren in Wilna, Litauen, jüdischer Herkunft) in ein Tagebuch. Im Februar 1918, ein halbes Jahr vor Ende des Krieges, fiel Reinhold Sieglerschmidt, er hinterließ seine Frau Helene mit ihren drei gemeinsamen Kindern. Während des Aktionstages an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt steuerten Reinholds Enkel die Fotos und Briefe ihres Großvaters zum Ersten Weltkrieg Projekt bei. Das Projekt wird bald diese Sammlung von fast 1.000 Bildern über Reinhold Sieglerschmidt, die seine Kriegserlebnisse dokumentieren, veröffentlichen und weitere Hintergrundinformationen recherchieren, über die die Familie berichten konnte. In der Zwischenzeit können Sie bereits die ersten Bilder von Reinhold Sieglerschmidt auf der Portalseite ansehen, die seine Familie hochgeladen hat, - und hier können Sie auch selbst Bilder und Dokumente Ihrer eigenen Familiengeschichte aus dem Ersten Weltkrieg hochladen.

Klicken Sie auf das Bild, um es zu vergrößern und die Tagebuchseite zu lesen.

Happy Easter

"My happiness, all my happiness, Easter I will still be far away, but the second Spring festival - Whitsunday ["Pfingsten" / Pentecost] - will not come without us being close once more... Your Reinhold" 20/IV 1916

Reinhold (Latvia, Easter 1916)
Reinhold Sieglerschmidt was serving in the German army on the Eastern Front near Dünaburg (Daugavpils, Latvia) on April 20th, 1916 - Easter Day. Throughout the war he wrote in a diary to his wife, Helene Wiszwianski (born at Vilna, Lithuania, of Jewish origin). When Reinhold was killed on the Western Front in February 1918 he left Helene, and their three children. Photos and the volumes of letters were contributed to the Erster Weltkrieg project during the public participation day at the Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt, by Reinhold's grandson. The project will soon prepare this collection of almost 1,000 images relating to Reinhold Sieglerschmidt, and provide some further background supplied by the family. In the meantime you may see images relating to Reinhold which the family have already uploaded to the project - and you may upload your own family's story here.

Click to see a transcript of Reinhold's Easter message to his wife, 1916

2011-04-14

Red stripes

Label, side 1One of the most poignant items submitted on the First World War archive roadshows so far is a paper label belonging to Dr. Margrit Behncke of Berlin. This little ticket, not unlike a luggage label, was attached to the jacket of the soldier when wounded.

The triage system allowed for just three very stark possibilities. For those so badly injured that they could not be moved the label had two red stripes: for most this was the end of the road, expiring where they lay. The slightly more fortunate, like this soldier, had a single red stripe on their label. This meant that the soldier was well enough to be carried away down the line to the dressing stations, hospitals, and possibly even the 'Heimat', or homeland. Some labels had no stripe: the wearer was 'walking wounded', fit enough to go the rear under their own efforts.

Transportfähig?

Papierstück, Seite 1Eines der herausragenden Stücke, die bisher zu "Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten" beigetragen wurden, ist ein Papierstück, das Dr. Margrit Behncke zum Aktionstag in Berlin brachte. Diese kleinen Stücke Papier, die Gepäckanhängern ähneln, wurden verwundeten Soldaten an die Jacke geheftet.
Das Selektierungssystem für Verwundete kannte nur drei grobe Unterscheidungen. Für diejenigen, die so schwer verletzt waren, dass sie nicht bewegt werden konnten, hatte das Papierstück zwei rote Streifen: Für die meisten bedeutete das das Ende, sie starben meist noch an Ort und Stelle. Die etwas Glücklicheren, wie der Soldat, von dem das Berliner Stück stammt, hatten nur einen roten Streifen. Dies bedeutete, dass der Verwundete transportfähig war und zum Verbandsplatz, ins Lazarett oder sogar in die Heimat gebracht werden konnte. Es gab auch Papierstücke ohne Streifen: die Träger dieser Stücke waren "gehende Verwundete", fähig, selbst hinter die Frontlinie zu laufen und sich versorgen zu lassen.

2011-03-20

Eine mutige Tat und ein Zeichen der Freundschaft



Der Gefreite der Royal Air Force Bernard Darley (Service no. 28345) hatte den Befehl erhalten, ein Feuer, das in einer Werkstatt des britischen Luftwaffenstützpunktes in St. Omer / Frankreich ausgebrochen war, zu löschen. Unter Einsatz seines Lebens bekämpfte er das Feuer im Innern des brennenden Gebäudes, um die Explosion zweier Treibstofftanks und damit auch das Übergreifen des Brandes auf ein nahe gelegenes Kraftwerk zu verhindern.

Während des gesamten Einsatzes wurde Bernard Darley von Otto Arndt, einem deutschen Kriegsgefangenen der 139. Kriegsgefangenenkompanie, nach Kräften unterstützt. Aus diesem gemeinsamen Erlebnis heraus entwickelte sich eine enge Freundschaft. Otto fertigte für Bernard als Geschenk und Erinnerung an ihren gemeinsamen mutigen Einsatz aus einer Patronenhülse eine Streichholzschachtel an (Abbildung links). Bilder der Streichholzschachtel und Dokumente zum Einsatz von Bernard Darley übermittelte Darleys Urenkelin Merilyn Jones Great War Archive.

2011-03-18

Blog re-starts


The Editor's Pick blog has re-started this month as we report on interesting submissions to Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten (2011- ). This project is a new collaboration of the Deutsche Nationalbibliothek with the team who ran The Great War Archive project (and this blog) in 2008, based in the University of Oxford. Funding is provided by the Europeana Foundation. We have refreshed the design of the blog, and posts will be published in English and German - with RSS feeds for either language appearing on the  Erster Weltkrieg in Alltagsdokumenten. The image illustrating this news is an artistic work by Csteph Submariner (a denizen of "Second Life") based on the iconic images of the unofficial truce between the British and the Germans on the Western Front, Christmas 1914.